logo pg um den gotthard
Soziales Engagement als Grundlage christlicher Verkündigung – 15 Frauen aus der Pfarreiengemeinschaft Um den Gotthard im Odenwald und Umgebung beschäftigten sich bei einem Besinnungstag am 29.10.2016 mit der französischen Sozialarbeiterin Madeleine Delbrêl, vorgestellt von Walburga Ganz.

1904 geboren vertrat Madeleine Delbrêl als hochbegabte Philosophiestudentin einen überzeugten Atheismus. Mit 20 Jahren fand sie in einer tiefen persönlichen Krise zu einer für sie stimmigen christlichen Lebensform in einem religionsfernen Milieu. Als Sozialarbeiterin zieht sie schließlich in die kommunistisch geprägte Arbeiterstadt Ivry nahe Paris, um ohne jedes Privileg den Alltag einfacher Leute zu leben und im sozialen Engagement den Schwerpunkt ihrer Arbeit zu setzen.

Auf der Basis von Respekt und persönlicher Nähe zu ihren kommunistischen Freunden beschäftigt sie sich mit der Frage, wie man als Christin den Glauben verkünden soll, wenn sich niemand dafür interessiert.

Madeleine Delbrêl warnt vor der Verwechslung einer christlichen Mentalität mit  Glauben, der sich im Alltag bewährt. Evangelisierung richtet sich für sie nicht zuerst an die anderen, Kirchenfernen, sondern an die eigene christliche Adresse im Sinne einer ständigen Umkehr und Reformation.

Die Christen sollen ihren eigenen Glauben neu entdecken, aber Kirche darf nicht um sich selbst kreisen. So erkennt  Delbrêl im sozialen Engagement die Grundlage jeder Verkündigung. Dabei ging es ihr stets darum, dass Menschen für ihr Leben neue Perspektiven bekommen. Wesentlich ist ihre Überzeugung, dass jeder und jede Getaufte eine Berufung hat, die dazu berechtigt und ermutigt, den Glauben verantwortlich weiterzugeben, aber vor allem mit dem Auftrag verbunden ist, sich Menschen in jeder Notlage anzunehmen.

Mit diesen Gedanken wurde Madeleine Delbrêl nicht nur Sozialdezernentin einer kommunistisch geprägten Stadt, sondern auch zur Vordenkerin des Zweiten vatikanischen Konzils. Sie starb 1964 an einem Schlaganfall.

In ihrer humorvollen lebensnahen Sprache fanden die Frauen Madeleine Delbrêls Spiritualität realistisch und tauglich für den Alltag.

In Texten und Tänzen, angeleitet von Elvira Kuhn konnte jede die Gedanken Madeleine Delbrêls mit dem eigenen Alltag in Verbindung bringen. 

 

Walburga Ganz

­